© mo   2009-11

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Der dritte Museumszyklus war
ganz sicher die Reise und den
Nachmittag wert. Alle Teilnehmer
bedanken sich bei der Organisa-
torin  Mag. Maria Prossliner und
dem Kulturverein Flaurling für
diesen lehreichen Besuch des
Stiftes Wilten in Innsbruck.
 
Das Stift Wilten wird wohl das einzige
Stift weitum sein, das der Sage nach
von einem wild um sich schlagenden
Riesen gegründet wurde !
Dieser überaus starke Mann
„Haymon“ wanderte aus dem
Bayrischen Raum bei Scharnitz in
den Tiroler Raum ein, bei Seefeld traf
er auf den Riesen  „Thyrsus“ und es
kam zwangsläufig zum Zweikampf
der beiden Hünen. Diesen Kampf
verlor der Tiroler Riese „Thyrsus“ mit
seinem Leben und die letzten Worte
des sterbenden „Riesenlagg`ls“ sollen laut
Sage gelautet haben: „Spritz  Bluat…..des isch für Viech und Leit guat !“ Das in älteren Zeiten als „Thyrschenöl“ 
gewonnene Steinöl (der Weiler Dirschenbach von Zirl erinnert auch daran) soll das spritzende Blut des Riesen sein !
Der Reumütige Haymon zog in die Gegend von Wilten und gründete dann der Sage nach das Stift Wilten.  Darüber war
aber der Teufel nicht erfreut und befahl dem in der Sillschlucht hausendem Drachen, das Gemäuer immer wieder zu
zerstören. Das lies sich dieser Haymon natürlich nicht lange gefallen und er ging eines Nachts in die Sillschlucht und
erschlug nach heftigen Kampf den „zwiedern Wurm“ !  Er schnitt im die Zunge heraus, die seither im Stiftsmuseum zu
sehen ist !
Ab diesem Zeitpunkt konnte das Stift in Ruhe gebaut werden, die ständigen Muren und Hochwasser der
widerspenstigen Sill waren gebändigt !  Der Riese wurde von einem Ordensbruder zum Christentum bekehrt,  ja er trat
sogar als Bruder in das Stift ein, seine Gebeine ruhen der Sage nach heute noch in der Stiftskirche !
Tatsächlich wurde das Stift aber im Jahr 1132 vom Bischof  Reginbert  von Brixen gegründet, auf dessen Wunsch
Prämonstratenser aus dem Kloster Rot an der Rot einen älteren Kollegiatstift von Weltpriestern ablösten.  Seine
Blütezeit erlebte das Stift im  17. und 18. Jahrhundert.
Der für die Museumsarbeit verantwortliche Diakon  Nikolaus Albrecht führte uns dann gekonnt und mit großem
Fachwissen durch die zur Besichtigung freigegebenen Räume.
Neben dem reichhaltigen aber kleinen Museum, in dem natürlich eine Kopie des weltbekannten „Wiltener Kelches“ (das
Original ist im Kunsthistorischen Museum in Wien zu sehen) steht, kann man wunderbare und auch noch in
Verwendung stehende sakrale Gegenstände bewundern. Neben der reichhaltigen Gemäldegalerie mit
Heiligendarstellungen  fielen uns Flaurlingern sofort die zwei Deckengemälde von Wolfram Köberl im renovierten
Norbertisaal auf. Wolfram Köberl schuf ja bekanntlich die zwei Deckenfresken   in unserer Pfarrkirche.
 Auf alle Museumsgegenstände näher ein zu gehen würde den Rahmen dieser Glosse sprengen   und auch nicht
meiner fachlichen Kompetenz entsprechen ! Ich kann den Lesern nur empfehlen, sich das Stift Wilten einmal als
Besichtigungsziel aus zu wählen ! Die wunderschöne, barocke Stiftskirche mit ihren zwei Riesen neben dem
Eingangsportal und den vielen wunderbaren Seitenaltären und natürlich dem gigantischen und imposanten Hochaltar
beherbergt auch das um 1510 entstandene Wiltener Kreuz.  Der Korpus des Gekreuzigten ist nämlich mit
Menschenhaar versehen, deshalb wurde und wird dieses Kreuz besonders verehrt. 
Berühmt ist die Wiltener Stiftskirche aber auch wegen ihrer drei Orgeln ! Die  älteste der drei stammt aus dem Jahre
1675 wurde von Daniel Herz gebaut und steht auf einer Empore auf der linken Seit des Presbyteriums .
Zum Abschluss besichtigten wir noch das unscheinbare Rundkirchlein „St. Barthlmä“  im hinteren Teil der ehemaligen
Stiftsgründe, nahe der Sill. Den älteren Biertrinkern unter uns wird das Barthlmä-Kirchlein auf den Etiketten der „Adam-
Brauerei“ noch in Erinnerung sein ?
Ganz zum Schluss meiner kurzen Zusammenfassung darf ich nochmals der Maria für
ihre lehrreichen Museumsbesuche im Namen aller Teilnehmer danken .
Allen Lesern dieser Seite kann ich nur empfehlen:  „Geaht`s  decht mit ins Museum. . .!“
Stift Wilten
26 Teilnehmer besuchten im Rahmen des 3. Museumszyklus des KV Flaurling das Stift Wilten
Ein Bericht von Engelbert Kaneider