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chronikwerkstatt


Der Austrunkturm,
heute "Schlössler"
austrunk
Der Schlösslerhof, ehem. Austrunkturm nach seiner letzten Renovierung

Der Schlösslerhof, bis ca. 1900 auch Austrunkturm genannt, wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als typisch mittelalterlicher Wehrturm errichtet. Die Erbauer veräußerten den Turm an die Familie von Stöckl, die zur Liegenschaft weitere Grundstücke erwarb. Deren Nachkommen verkauften das Anwesen im Jahre 1383 an die angesehene Familie des Hans Austrunk aus Meran, die schon seit Meinhard II. die höchsten Ämter in der Grafschaft Tirol innehatten. Die Kaufsurkunden dazu sind im Museum Ferdinandeum aufbewahrt. Hans Austrunk baute den Turm zu einem Edelsitz um. Die Bezeichnung des Turmes erfolgte in dieser Zeit nach seinem Familiennamen.
Im Jahre 1398 verkaufte Austrunk den Besitz in Flaurling an das Stift Stams, das das Anwesen fast 170 Jahre durch Pächter bewirtschaften ließ. In dieser Zeit wurde der Turm nach Norden durch einen Anbau mit abgeschlepptem Dach erweitert. Die Kellerräume und die Räume im Erdgeschoß erhielten Tonnen- bzw. Kreuzgratgewölbe, ausgenommen ein Zimmer und die Stube eine Balkendecke.
Im Jahre 1565 erwarb die Adelsfamilie der Ottenthaler das Anwesen und behielten es über 230 Jahre. In diesen Jahren wurde das Obergeschoß mit Renaissance-Täfelungen versehen. Im Jahr 1683 wurde die Fassade zeitgemäß gestaltet.
Im Jahre 1797 kaufte eine Witwe Khuen für ihren Sohn das Anwesen, dessen Nachkommen betreiben die Landwirtschaft bis heute. Am 30. Dezember 1884 zerstörte ein Brand das Turmdach, das Wirtschaftsgebäude und unter anderem auch die wertvollen Täfelungen im Obergeschoß. Beim Wiederaufbau wurde der Dachstuhl in der heutigen Form erstellt.
Im Jahre 1993 erwarben die heutigen Besitzer das einsturzgefährdete, aber geschichtsträchtige Gebäude und restaurierten es in den folgenden Jahren unter Aufsicht des Denkmalamtes mit viel Liebe, Geduld und Wertschätzung.
Alois und Anni Lair, Oktober 2011

Der Austrunkturm in Flaurling und die Besitzerfamilien
Hans Austrunk
Das Kloster Stams hatte im 14. Jhd. rege geschäftliche Beziehungen mit der angesehenen und reichen Bürger- und Kaufmannsfamilie Austrunkh in Meran. Hansen Austrunkh kaufte nun 1383 von Oswald, dem Stöckhlin, den "Thurm" zu Flaurling samt einigen Grundtücken um 40 Mark "Berner", wozu 1384 noch einige Güter um 16 Mark kamen, worauf er den "Thurm" zu einem Edelsitz ausbaute und "Austrunkturm" nannte.
Aber schon 1398 vermachte "Hansen Austrunkh, Bürger von Meran, und seine Hausfrau Margareth zu ihrem und aller ihrer Vorderen Seelenheil das Gut und den Turm, zu Flaurling gelegen, so der von dem ehrbaren Oswald, dem Stöckhlin, erkauft, und andere Güter," dem Stifte Stams, was 1399 von Herzog Leopold von Österreich, dem damaligen Landesfürsten von Tirol, bestätigt wurde.
Schließlich schenkte Hans Austrunk 1401 dem Kloster Stams um die Pitanz, "...dass die Brüder Gott desto besser mögen dienen und seiner, des Hansen williger Gedenken, 13 Pfund Berner ewigen Geldes aus einem Hof, Glenderleinshof, genannt, gelegen zu Niederlana a.d. Etsch, den er gekauft vom Herrn Gottfried von Lebenberg." Hansen Austrunk starb um 1404 als der Letzte seines Geschlechtes in seiner Heimat in Südtirol.
Der Austrunkturm blieb nun von 1398 bis 1549 im Besitze des Stiftes Stams, das den Besitz durch Bauleute (Pächter) bebauen ließ. 1549 verleiht Simon, Abt des Konventes zu Stams, den Turm zu Flaurling, genannt "Austrunkthurm" unter Rappolds Sägemühle gelegen, samt zwei Baumgärtlein, Äckern und Mähdern, zu ewigen Zinslehen dem Hansen Kundtner zu Flaurling gegen eine ewigen Jahreszins von 10 Pfund Perner Meraner Münz.
1558 tauscht Hans Kundtner sein Baurecht und Gerechtigkeit auf dem Austrunkturm (geschätzt auf 345 Gulden) mit seinem Schwager Hans Horngacher mit Wissen und Willen des Stiftes Stams gegen ein halbes Kammerland des Martin Schönsleben (Wert 380 Gulden). Der Wertunterschied wird bar ausbezahlt.

Der nächste Besitzer des Austrunkturmes ist
Paul Ottenthaler.
Er war der älteste Sohn des Dekan Leonhard Ottenthaler, der von 1533-1569 in Flaurling amtierte. Paul Ottenthaler hat 1565 den Austrunkturm samt allen dazugehörigen Grundstücken um 330 Gulden Rheinisch und 5 Gulden Beikauf käuflich erworben. Zur Abrundung seines Besitzes kaufte er dann noch um 25 Gulden von Hans Hornpach aus dessen Baurecht eines halben Kammerlandes einen angrenzenden "Pletzen" Garten und endlich tauscht er 1569 die von seinem Vater herrührende Söllbehausung samt Hofstatt, Baum- und Frühgarten mit Peter Plattner zu Platten gegen dessen im Westen an den Austrunkturm grenzenden großen Baumgarten ein.
Über die Person des Paul Ottenthaler ist noch folgendes zu erwähnen: Er studierte auf der Universität Ingolstadt die philosophischen Wissenschaften und erwarb den damals höchsten akad. Grad eines Meisters aller schönen und freien Künste (Magister bonarum et liberalium artium). Er war durch die humanistischen Studien ein hochgebildeter Mann, ein vielseitiger Schriftsteller und Dichter.
Paul Ottenthaler wirkte auch als "Praeceptor" (lateinischer Schulmeister) am Hofe Kaiser Ferdinands I. für dessen Kinder und Edelknaben. Er gab die ersten Kalender in deutscher und lateinischer Sprache in Tirol heraus, befasste sich mit der Geschichte des Riesen Hymo, des sagenhaften Gründers des Klosters Wilten, und mit der Geschichte über die Entstehung des Stiftes Stams. 1589 berief ihn der Landesfürst Erzherzog Ferdinand II. von Tirol zum Verwalter der berühmten Kunstkammer und zum Bibliothekar auf Schloss Ambras. Der lutherischen Lehre verdächtigt, verlor er 1600 größtenteils seine Stellungen, die Jesuiten beschlagnahmten seine Bücher, und er geriet in Not und Armut, doch scheint er sich bald wirtschaftlich wieder erholt zu haben. Paul Ottenthaler ist im Jahre 1616 als "gewester" Regiments-Notarius in Innsbruck gestorben.
Der Edelbesitz, genannt Austrunkturm, blieb nun durch mehrere Geschlechter im Besitz der Familie Ottenthaler, bis zum Jahre 1787. Die Besitzer aus dieser Familie sind folgende: Abraham Ottenthaler (gest. in Innsbruck 1642), vermählt mit Johanna Reich vom Platz aus dem alten Südtiroler Geschlecht der Rundsteiner, er war Pfleger der Gerichtsherrschaft Hörtenberg, oberösterreichischer Hof- und Regimentssekretarius, erhielt vom Landesfürsten Erzherzog Maximilian, dem Hoch- und Deutschmeister, 1617 einen Wappenbrief (Schrägbalken mit drei Sternen belegt, Helmzier ein wachsender Jüngling, in jeder Hand eines der Büffelhörner haltend); ist wissenschaftlich tätig (Bearbeitung des großen Urkundenarchivs auf Schloss Trostberg bei Waidbruck). Er vergrößerte nochmals den Besitz des Austrunkthurmes, indem er seine Mayrbehausung, aus Rappolds Kammerland herrührend (765 Gulden), mit Peter Sydrich vom Flaurlinger Berg gegen dessen Bartl - oder Sydrichsgut, bestehend aus 14 Grundstücken (865 Gulden), eintauschte und den Wertunterschied von 100 Gulden in bar ausbezahlt hat. Damit hatte der Austrunkturm an Grund und Boden den größten Umfang erreicht.
Anton Ottenthaler (gest. in Rattenberg 1713), vermählt mit Maria Katharina von Kofler zu Rundenstein und Senftenburg (ein altes Sterzinger Geschlecht), ehemals Kammerzofe bei der Landesfürstin Claudia von Medici, Zoll- und Urbarrichter zu Rattenberg und kaiserlicher Rat, erhält 1667 von Kaiser Leopold I. einen Adelsbrief mit dem Rechte sich, "von Ottenthal" zu nennen sowie eine Wappenmehrung und Besserung (Wappenschild geviertelt, Feld 1 und 4 das obige Familienstammwappen des Jahres 1617, Feld 2 und 3 ein Jüngling, in jeder Hand eine Weizenähre haltend).
Johann Dominkius Ottenthaler (geb. 1663, gest. in Rattenberg 1732), vermählt mit Maria von Weinhart zu Thierburg und Vallandsegg (Enkelin des aus Augsburg nach Innsbruck eingewanderten und aus der Pestzeit berühmt gewordenen landesfürstlichen Leibarzt Dr. Paul Weindhart); kaiserlicher Rat und Nachfolger seines Vaters als Zoll- und Urbarrichter in Rattenberg. Er kauft 1711 im Dörfchen Radfeld bei Rattenberg den Heflerhof und das Zollergut; wird in einer "Güterbereitung" (Erfassung der Güter für die Grundsteuer) des Jahres 1722 als Besitzer des Austrunkturmes und des Bartl- oder Sydrichgut genannt.
Der letzte Besitzer aus dieser Familie war Maria Antonia von Ottenthal, eine Tochter des vorigen und Ehefrau des Joseph Anton Sterzinger von Siegmundsreid zum Thurm in der Breite. Ihr Mann war Pfleger des damals an das kgl. Damenstift Hall verpfändete Gerichtes Virgen (einem Seitental des Pustertales) gewesen. Im Theresianischen Grundsteuerkataster des Jahres 1777 für Flaurling ist dieses Adelsgut folgendermaßen beschrieben:

"Die Wohl Edelgeborene, gestrenge Frau von Störzingerin, geborene von Ottenthal etz. titl. besitzt allda zu Flaurlingen zusammen in der Schätzung per 4451 Gulden: Kat. Nr. 76 a: Eine ganze Behausung mit Nr. 32 als Stadl, reverendo (d.h. soviel wie Scheu, mit Verlaub zu sagen) Stallungen, 1 Pachofen, 2 Stuben, 1 Kuchl, 7 Kammern, 2 Keller, genannt zum Austrunkthurm; langt (grenzt) an: 1.(Osten) und 2. (Süden ) an die Landstraße; 3. (Westen) und 4. ( Norden ) an Ihro selbst und Mühlbach. Ist ein adeliger Ansitz B., ferner ein Feuergärtl usw. Kat. Nr. 76 1/2: Widerumen 1 1/2 Lechengueth. In volgenden Stücken (folgen unter A-Z in verschiedenen Lagen, Feldern, Ackern, Wiesen, Auen, usw.)Kat. Nr. 77
Andere nunmehro fruchtbar gemachte Gründten"


Jährliche Abgaben und Lasten:
"Gibt der Pfarrkirche in Flaurling ( hlg. Margaretha ) an Geldzins 1 Gulden, dem Kloster Stams Grundzins 2 Gulden 43 Kr., dazu 5 Mezen Haber, 4 Mezen Roggen, 1 1/2 Mezen Gerste; Beitrag zu den Archenfuhren der Gemeinde Flaurling 9 Gulden; 12 Roggengarben oder 48 kr. zum Fergenrecht per Telfs u. Zirl."
(Anm.: vor Erbauung der Innbrücken für die Salzstraße bei Telfs und Zirl bestand eine Fähre mit einem Fährmann oder Fergen, deren Erhaltung den interes. Bewohnern der Salzstraße oblag). Dem Herrn Dechant und Wirt zu Flaurlingen den Naturalzöchend- von den fruchtbar gemachten Augründen musste dem "Hofbauschreiberamt" Innsbruck von jedem Jauch 6 Kreuzer Grundzins gezahlt werden.Über das Hinscheiden dieser letzten Besitzerin des Austrunkthurmes aus der Familie der v. Ottenthal enthält das Totenbuch der Dekanatspfarre Flaurling folgende Eintragung (aus dem Latein übersetzt): 1787, 16. Oktober. Maria, Antonia, Frau des vornehmen Herrn von Sterzinger zum Thurm, geborene von Ottenthal, starb unter ungeheueren Schmerzen, gemartert von einem schwärigen Fuße und durch 8 Jahre an das Haus gefesselt, endlich versehen mit den hl. Sterbesakramenten, mutigst und in den göttlichen Willen ergeben, an Gedärmbrand im Alter von 78 Jahren.
Bis in die Fünfziger Jahre war an der nördlichen Außenwand der Pfarrkirche zu Flaurling ein weißer, einfacher Grabstein aus Marmor angebracht, auf dem zu lesen war: "Hier liegt die wohledle Frau Maria Antonia v. Ottenthal, eine Guttäterin der Kirche, gest. 1787"
Vermerk: Im Jahre 1616 wird in Flaurling ein Elias Ottenthaler genannt, wohl auch eines der 7 Kinder des Besitzers des Austrunkturm, Paul Ottenthaler, der im obgenannten Jahr in Innsbruck verstarb.

Herrn von Sterzinger
Die Verstorbene hinterließ einen einzigen Sohn, der nach der gesetzlichen Erbfolge Universalerbe des auf 3777 Gulden geschätzten reinen Nachlassvermögen wurde, während der Witwer und Vater Joseph Anton von Sterzinger nur den vierten Teil des Vermögens zur Nutznießung erhielt, also von 944 Gulden den jährlichen Zinsertrag von 37 Gulden.
Dieser Sohn war Johann Wilhelm Sterzinger von Siegmundsreich zum Thurm in der Breite, Lichtwerd und Münster, Doktor der Theologie, erzfürstlich salzburgischer und fürstlich brixnerischer Konsistorialrat, Tiroler Landmann, Dechant und Pfarrer zu Lienz im Pustertale.
Die Sterzinger sind ein altes, in der Geschichte Tirols berühmtes Geschlecht, mit dem Stammsitzen im Oberinntal und Außerfern, darunter Siegmundsried, ein Schloss im Dorfe Ried im Oberinntal (Amtssitz des alten Gerichts Landeck, jetzt Bezirksgericht Ried); Thurm in der Breite, Edelsitz im Dorfe Prutz, desselben Gerichtes; Schloss Lichtwerd mit der Hofmark Münster im Unterinntal, durch Einheirat erworben. Das Wappen der Sterzinger ist geviertelt und zeigt in Feld 1 und 4 des Schildes eine steigende Gämse auf einem Dreiberg, im Feld 2 und 3 einen Schrägbalken, als Helmzier einen Adler und einen Turm mit spitzen Dach und Fahne.
Dr. Wilhelm von Sterzinger war der letzte adelige Besitzer des Austrunkturmes. Er verkaufte 1792 den geerbten Edelsitz an eine Witwe Khuen (Kuen).

Die Witwe übergab den Besitz an ihren leiblichen Sohn
Thaddeus Kuen
Dies geht aus dem Verfachbuch des Gerichtes Hörtenberg (1806, Seite 487) hervor, wo es heißt: "Mit Konsens der Grundherrschaft übergibt kaufsweise Elisabeth Kupprian, verw. Kuenin dem eheleiblichen Sohn Thaddeus Kuen, ledig und volljährig, ein halbes Lehensgut, Austrunkturm zu Flaurling genannt als A.) eine ganze Behausung oder vielmehr einen adeligen Landsitz u.s.w. mit allen Rechten und Beschwerden, wie sie die Hingeberin dies alles am 5. September 1792 von Herrn Wilhelm von Sterzinger, Pfarrer und Dechant zu Lienz, gekauft hat mit Einschluß aller lebenden und toten Fahrnisse um die Kaufsumme von 7.700 Gulden."
Am 30. Dezember 1884 legte ein in Flaurling ausgebrochenes Feuer zwei Wohngebäude, darunter auch das sogenannte "Schlössleranwesen" in Schutt und Asche. Auf der Ruine wurde ein einfaches Bauernhaus aufgebaut, dessen Unterstock mit seinen dicken Mauern und Gewölben noch an den "Austrunkturm" erinnerte. Das Grundbuch der Katastralgemeinde Flaurling, angelegt um 1900 beim Bezirksgericht Telfs, beschreibt den fraglichen Bauernhof in der Abt. I als geschlossenen Hof mit der Grundbucheinlagezahl 6/1 unter dem Vulgärnamen "Schlössler" wie folgt: Unterdorf, Bauparzelle 49, Bauareal Wohnhaus Nr. 16, Wirtschaftsgebäude und Hofraum, GP 98, außerdem noch verschiedene GP für Wiesen und Äcker. Als Eigentümer im Jahr 1957 sind eingetragen: Maria Strigl, geb. Kuen und Karl Strigl, je zur Hälfte.

aus der Chronik Flaurling
nach Dr. Hans Bruner,
"Tiroler Heimatblätter"
26. Jg. Heft 7-9 Seite 88 - 92


Der bis zum Jahr 1989 bewohnte geschichtsträchtige Bau wurde im Jahr 1993 vom Flaurlinger Mag. Alois Lair erworben und in den folgenden Jahren mit viel Idealismus und finanziellem Einsatz wieder instandgesetzt.