Der nächste Besitzer des
         Austrunkturmes ist Paul Ottenthaler.
 Er war der älteste Sohn des Dekan Leonhard Ottenthaler, der von 1533-1569 in Flaurling amtierte.
          Paul Ottenthaler hat 1565 den Austrunkturm samt allen dazugehörigen Grundstücken um 330 Gulden Rheinisch und 5 Gulden Beikauf
          käuflich erworben. Zur Abrundung seines Besitzes kaufte er dann noch um 25 Gulden von Hans Hornpach aus dessen Baurecht eines halben
          Kammerlandes einen angrenzenden "Pletzen" Garten und endlich tauscht er 1569 die von seinem Vater herrührende Söllbehausung samt
          Hofstatt, Baum- und Frühgarten mit Peter Plattner zu Platten gegen dessen im Westen an den Austrunkturm grenzenden großen Baumgarten
          ein. 
Über die Person des Paul Ottenthaler ist noch folgendes zu erwähnen: Er studierte auf der Universität Ingolstadt
          die philosophischen Wissenschaften und erwarb den damals höchsten akad. Grad eines Meisters aller schönen und freien
          Künste (Magister bonarum et liberalium artium). Er war durch die humanistischen Studien ein hochgebildeter Mann, ein vielseitiger
          Schriftsteller und Dichter.
  Paul Ottenthaler wirkte auch als "Praeceptor" (lateinischer Schulmeister) am Hofe Kaiser Ferdinands I.
          für dessen Kinder und Edelknaben. Er gab die ersten Kalender in deutscher und lateinischer Sprache in Tirol heraus, befasste sich mit
          der Geschichte des Riesen Hymo, des sagenhaften Gründers des Klosters Wilten, und mit der Geschichte über die  Entstehung des
          Stiftes Stams. 1589 berief ihn der Landesfürst Erzherzog Ferdinand II. von Tirol zum Verwalter der berühmten Kunstkammer und zum
          Bibliothekar auf Schloss Ambras. Der lutherischen Lehre verdächtigt, verlor er 1600 größtenteils seine Stellungen, die
          Jesuiten beschlagnahmten seine Bücher, und er geriet in Not und Armut, doch scheint er sich bald wirtschaftlich wieder erholt zu haben.
          Paul Ottenthaler ist im Jahre 1616 als "gewester" Regiments-Notarius in Innsbruck gestorben. 
 Der Edelbesitz, genannt Austrunkturm,
          blieb nun durch mehrere Geschlechter im Besitz der Familie Ottenthaler, bis zum Jahre 1787. Die Besitzer aus dieser Familie sind folgende:
          Abraham Ottenthaler (gest. in Innsbruck 1642), vermählt mit Johanna Reich vom Platz aus dem alten Südtiroler Geschlecht der
          Rundsteiner, er war Pfleger der Gerichtsherrschaft Hörtenberg, oberösterreichischer Hof- und Regimentssekretarius, erhielt vom
          Landesfürsten Erzherzog Maximilian, dem Hoch- und Deutschmeister, 1617 einen Wappenbrief (Schrägbalken mit drei Sternen belegt,
          Helmzier ein wachsender Jüngling, in jeder Hand eines der Büffelhörner haltend); ist wissenschaftlich tätig (Bearbeitung
          des großen Urkundenarchivs auf Schloss Trostberg bei Waidbruck). Er vergrößerte nochmals den Besitz des Austrunkthurmes, indem er
          seine Mayrbehausung, aus Rappolds Kammerland herrührend (765 Gulden), mit Peter Sydrich vom Flaurlinger Berg gegen dessen Bartl - oder
          Sydrichsgut, bestehend aus 14 Grundstücken (865 Gulden), eintauschte und den Wertunterschied von 100 Gulden in bar ausbezahlt hat.
          Damit hatte der Austrunkturm an Grund und Boden den größten Umfang erreicht. 
          Anton Ottenthaler (gest. in Rattenberg 1713), vermählt mit Maria Katharina von Kofler zu Rundenstein und Senftenburg (ein altes
          Sterzinger Geschlecht), ehemals Kammerzofe bei der Landesfürstin Claudia von Medici, Zoll- und Urbarrichter zu Rattenberg und
          kaiserlicher Rat, erhält 1667 von Kaiser  Leopold I. einen Adelsbrief mit dem Rechte sich, "von Ottenthal" zu nennen sowie eine
          Wappenmehrung und Besserung (Wappenschild geviertelt, Feld 1 und 4 das obige Familienstammwappen des Jahres 1617, Feld 2 und 3 ein
          Jüngling, in jeder Hand eine Weizenähre haltend).
Johann Dominkius Ottenthaler (geb. 1663, gest. in Rattenberg 1732),
          vermählt mit Maria von Weinhart zu Thierburg und Vallandsegg (Enkelin des aus Augsburg nach Innsbruck eingewanderten und aus der
          Pestzeit berühmt gewordenen landesfürstlichen Leibarzt Dr. Paul Weindhart); kaiserlicher Rat und Nachfolger seines Vaters als
          Zoll- und Urbarrichter in Rattenberg. Er kauft 1711 im Dörfchen Radfeld bei Rattenberg den Heflerhof und das Zollergut; wird in einer
          "Güterbereitung" (Erfassung der Güter für die Grundsteuer) des Jahres 1722 als Besitzer des Austrunkturmes und des Bartl-
          oder Sydrichgut genannt. 
Der letzte Besitzer aus dieser Familie war Maria Antonia von Ottenthal, eine Tochter des vorigen und Ehefrau
          des Joseph Anton Sterzinger von Siegmundsreid zum Thurm in der Breite. Ihr Mann war Pfleger des damals an das kgl. Damenstift Hall
          verpfändete Gerichtes Virgen (einem Seitental des Pustertales) gewesen. Im Theresianischen Grundsteuerkataster des Jahres 1777 für
          Flaurling ist dieses Adelsgut folgendermaßen beschrieben:
"Die Wohl Edelgeborene, gestrenge Frau von Störzingerin,
          geborene von Ottenthal etz. titl. besitzt allda zu Flaurlingen zusammen in der Schätzung per 4451 Gulden: Kat. Nr. 76 a: Eine
          ganze Behausung mit Nr. 32 als Stadl, reverendo (d.h. soviel wie Scheu, mit Verlaub zu sagen) Stallungen, 1 Pachofen, 2 Stuben, 1 Kuchl,
           7 Kammern, 2 Keller, genannt zum Austrunkthurm;  langt (grenzt) an: 1.(Osten) und 2. (Süden ) an die Landstraße; 3. (Westen)
            und 4. ( Norden ) an Ihro selbst und Mühlbach.
            Ist ein adeliger Ansitz B., ferner ein Feuergärtl usw. Kat. Nr. 76 1/2: Widerumen 1 1/2 Lechengueth. In volgenden Stücken
            (folgen unter A-Z in verschiedenen Lagen, Feldern, Ackern, Wiesen, Auen, usw.)Kat. Nr. 77 
            Andere nunmehro fruchtbar gemachte Gründten" 
Jährliche Abgaben und Lasten: 
            "Gibt der
            Pfarrkirche in Flaurling ( hlg. Margaretha ) an Geldzins 1 Gulden, dem Kloster Stams Grundzins 2 Gulden 43 Kr., dazu 5 Mezen Haber,
            4 Mezen Roggen, 1 1/2 Mezen Gerste; Beitrag zu den Archenfuhren der Gemeinde Flaurling 9 Gulden; 12 Roggengarben oder 48 kr. zum
            Fergenrecht per Telfs u. Zirl."
 (Anm.: vor Erbauung der Innbrücken für die Salzstraße bei Telfs und Zirl
            bestand eine
            Fähre mit einem Fährmann oder Fergen, deren Erhaltung den interes. Bewohnern der Salzstraße oblag). Dem
            Herrn Dechant und Wirt zu Flaurlingen den Naturalzöchend- von den fruchtbar gemachten Augründen musste dem
            "Hofbauschreiberamt" Innsbruck von jedem Jauch 6 Kreuzer Grundzins gezahlt werden.Über das Hinscheiden dieser letzten
            Besitzerin des Austrunkthurmes aus der Familie der v. Ottenthal enthält das Totenbuch der Dekanatspfarre Flaurling folgende
            Eintragung (aus dem Latein übersetzt): 1787, 16. Oktober. Maria, Antonia, Frau des vornehmen Herrn von Sterzinger zum Thurm,
            geborene von Ottenthal, starb unter ungeheueren Schmerzen, gemartert von einem schwärigen Fuße und durch 8 Jahre an das
            Haus gefesselt, endlich versehen mit den hl. Sterbesakramenten, mutigst und in den göttlichen Willen ergeben, an
            Gedärmbrand im Alter von 78 Jahren. 
Bis in die Fünfziger Jahre war an der nördlichen Außenwand der
            Pfarrkirche zu Flaurling ein weißer, einfacher Grabstein aus Marmor angebracht, auf dem zu lesen war: "Hier liegt die wohledle
            Frau Maria Antonia v. Ottenthal, eine Guttäterin der Kirche, gest. 1787"
 Vermerk: Im Jahre 1616 wird in
            Flaurling ein Elias Ottenthaler genannt, wohl auch eines der 7 Kinder des Besitzers des Austrunkturm, Paul Ottenthaler, der im obgenannten
            Jahr in Innsbruck verstarb.