Wo heute die Pfarrkirche zur hl. Margaretha steht, wurde 1326 eine Kapelle erwähnt. 1508 wurde dieses
Kirchlein durch Sigmund Ris vergrößert. Es folgten weitere Umbauten in den Jahren 1574 und 1750. 1788 wurde die Kirche zur Pfarrkirche
erhoben. 1836 wurde ein Langhaus zugebaut und die Richtung der Kirche verändert. Der Hochaltar ist seither an der Westseite der Kirche.
1875/76 wurde in der Kirche eine Orgel mit 21 Registern von Franz Weber aus Oberperfuß aufgebaut.
1957/58 erfolgte eine weitere Sanierung.
Aus dieser Zeit stammt das Deckengemälde des Kunstmalers Wolfram Köberl.
Im Jahre 2010 erfolgte die vorläufig letzte
Renovierung des Kircheninnenraums. 2012 erfolgte eine aufwendige Außenrenovierung, die auch das Schindeldach und die Spitze des Kirchturms
mit Kugel und Hahn umfasste.
Im Kulturberichte aus Tirol 2012, Seite 91 f., ist vermerkt:
Pfarrkirche hl. Margaretha
Zu den großen sakralen denkmalpflegerischen Vorhaben im Bezirk Innsbruck Land zählte 2010 die Innenrestaurierung
der Pfarrkirche von Flaurling, einem im Kern gotischen, 1750 barockisierten Bau, der 1836 nach Westen hin orientiert und
durch den Anbau eines neuen Langhauses erweitert wurde. Im Zuge der letzten, in den Jahren 1958/59 durchgeführten
Restaurierung des Innenraums wurde der klassizistisch geprägte, mit spätbarocken Altären ausgestattete Saalraum seiner historistischen
Ausmalung beraubt und durch Wolfram Köberl neu freskiert. Erklärtes Ziel der Innenrestaurierung war die Erhaltung
des gewachsenen Zustandes und die Neugestaltung der liturgischen Orte. Die notwendigen baulichen Maßnahmen
betrafen die Auskofferung des Bodens (im Zuge derer auch eine archäologische Grabung durchgeführt werden konnte),
die Einbringung einer Rollierung und die Verlegung quadr. Solnhoferplatten im diagonalen Verband im Langhaus,
während im Chor der originale Holztafel-Boden saniert, ergänzt und wieder verlegt werden konnte. Wand- und Gewölbeflächen
wurden entsprechend dem Konzept von Wolfram Köberl neu gefärbelt, die Deckenfresken bedurften lediglich einer
Reinigung und partiellen Retusche. Instandgesetzt werden musste auch die Verglasung der Fenster, das Gestühl wurde nach altem
Vorbild erneuert. Die weiteren restauratorischen Maßnahmen betrafen die Altäre und die Kanzel, deren Fassung gereinigt und
ausgebessert wurde sowie einen zuletzt im Friedhof gewesenen Taufstein, der aufgerichtet und in die Kirche überstellt
wurde. Die in zeitgemäß schlichter Form durchgeführte Neugestaltung der liturgischen Orte erfolgte nach Plänen von
Ing. Rupert Messner, der auch für den neuen Windfang verantwortlich zeichnet. RR
Die Fresken W. Köberls
Der damalige Pfarrer von Flaurling, Helmut Zingerle, schrieb dazu in einem Pfarrbrief:
"Wer unsere Kirche betritt und nach oben schaut, ist zuerst überrascht und verwirrt von der Größe des ca. 330m² umfassenden
Deckenfreskos. Die meisten Besucher sehen nur eine scheinbar wahllos zusammengewürfelte Reihe von Farbflecken. Sie suchen Gestalten und können
keine finden. Erst bei näherem Zusehen tauchen immer wieder Figuren auf. Ich möchte eine kleine Anleitung geben, was das Bild darstellt
und wie man es betrachten soll, damit man Sinn und Form erfasst. Zuerst einmal die Einteilung. Es sind drei Kreise von Figuren, die sich um
einen Mittelteil scharen. Dieser Mittelteil ist das Lamm Gottes, das hoch droben, wie im himmlischen Lichte, zart herunterleuchtet. Der erste
Figurenkranz, der etwas unter dem Lamm liegt, besteht aus der Mutter Gottes Maria, den Evangelisten und den Aposteln. Der zweite Kranz, der wieder
etwas tiefer steht, sind die vierzehn Nothelfer, die Patrone des Dekanates Telfs und einige andere Heilige. Der dritte Kranz endlich, der auf
dem Gesims aufsteht, sind die Vorbilder Christi aus dem alten Testament.
Nun ist aber noch etwas anderes, das viele Beschauer verwirrt: Man findet fast kein ganzes Gesicht. Warum ist das so? Um das zu verstehen,
muß man sich folgendes überlegen. Wir schauen ja von unten nach oben. Wenn jemand auf einem Gerüst oder sonst einer Erhöhung
steht, sieht man dann seine Gestalt von vorne und sein volles Gesicht? Nein, man erblickt den Menschen aus der sog. Froschperspektive. Nun
stelle man sich noch folgendes vor. Unser Bild ist wie ein Wolkentrichter, dessen Spitze vom Lamm eingenommen wird und vor dessen
Seitenwänden, die vom Lamme das Licht bekommen, stehen die Heiligen. Wie unnatürlich und falsch wäre es dann, die Figuren so zu
malen, daß man sie ganz von vorne sehen würde. Dann würden sie nämlich, vom Betrachter aus gesehen, auf dem Bauche liegen,
oder am Rücken in den Wolken aufgehängt sein. Der untere Rand des oben genannten Wolkentrichters ist dunkel gehalten, denn erstens
kann das Licht des Lammes diesen nicht mehr erreichen und dann soll auch eine deutliche Abtrennung zwischen dem Alten und Neuen
Testament versinnbildlicht werden.
Man darf bei diesem Bild nicht der Versuchung unterliegen, es mit einem Blick zu erfassen, man soll, wie Wolfram Köberl selber sagt
"drinnen spazieren gehen". Wer das versucht, wird immer wieder etwas Neues entdecken."