Mair's Mühle
        
Die Geschichte
 
"Die Entdeckung des fallenden Wassers als Kraftquelle, dienstbar gemacht für den Menschen, ist auf die
Römer zurückzuführen. Und wie die römische Wassermühle später auch die bei den Germanen übliche Handmühle
verdrängte, so trat an die Stelle des germanischen Namens Querne die Bezeichnung Mühle und dazu der Müller, die als Lehnworte auf
das Lateinische molina bzw. molinarius zurückgehen."
OS Maria Mair erzählt:
Seit dem 16. Jhdt. versorgte die Mair-Mühle einen Teil der Bauern von Flaurling und alle Bauern von Oberhofen mit Mehl
                für das tägliche Brot.Die Mühle wurde über ein Wasserrad vom Mühlbach angetrieben. Ein Stück
                oberhalb der Mühle war ein Auffangbecken, wo Steine von einem starken Eisengitter zurückgehalten wurden, ehe das
                Wasser durch eine Rinne, bzw. ein Holzrohr auf das Wasserrad und später auf die Turbine geleitet wurde. Der Mühlbach
                floss zu jener Zeit mitten durch das Dorf.
                 
         In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts erfuhr die Mühle einen Umbau: Sie wurde um 2 Stockwerke erhöht, und das
                Wasserrad durch eine Turbine ersetzt. Der Mühlenbauer Alois Höpperger aus Mötz baute die gesamte technische
                Einrichtung neu. "Gänge" (Mahlwerke) für Roggen, Weizen und Türken (Mais) wurden eingebaut, sodass
                diese Getreidesorten gleichzeitig gemahlen werden konnten. Zwei "Gänge" sind Steinmahlwerke (Mühlsteine),
                der dritte. "Gang" ist ein Walzmahlwerk. Diese Walzen sind aus Metall und haben kleine Zacken, die das Korn zerquetschen.
                Der Mahlvorgang begann früher bei der "Gosse" (Trichter). Das Korn wurde mittels "Becherwerk" in die so
                genannte "Putzerei" (im 2. Stock) befördert und dort gereinigt, von hier wurde es zu den Mahlwerken geleitet und gemahlen. 
                
               Jeden Samstag fuhr der Müller mit einem Pferdegespann nach Oberhofen. Er holte das Korn bei den Bauern ab. Das war oft so viel, dass
                das Pferd in der Steigung von Oberhofen nach Flaurling den Wagen nicht mehr ziehen konnte. Der Müller musste einen Teil der Säcke
                abladen und später holen. Am nächsten Samstag brachte er das Mehl und die Kleie nach Oberhofen. Von dort nahm er wieder das Korn
                mit in die Mühle. Die Flaurlinger Bauern lieferten ihr Korn selbst und holten das Mehl wieder ab. Jeder Kornsack musste gekennzeichnet
                sein. Auf den Säcken der Oberhofer standen die Hausnummern der Besitzer, auf den Säcken der Flaurlinger die Initialen. Der Mahllohn
                wurde von der Landesregierung festgesetzt.
Als Anfang der 60er-Jahre der Mühlbach zur Energiegewinnung (das Unterwerk zum E-Werk wurde gebaut) abgeleitet wurde, verstummte das
                seit Jahrhunderten Klappern der Mühle...
          Über den Beruf des Müllers
          
         Müller war ein wichtiger Beruf. Für die Versorgung der Bevölkerung mit Mehl war der Müller unersetzlich. Er musste deshalb
                auch nicht in den Krieg ziehen. Die Arbeit des Müllers war sehr schwer, trug er doch täglich viele "Getreideschaffl" auf
                dem Rücken über die Holzstiege, wo er auf erhöhtem Boden die "Gosse" mit dem Korn füllte. ßerdem hatte er
                oft keinen Feierabend, das Mehl musste rechtzeitig gemahlen sein. "Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach..." heißt
                es schon im Kinderlied. 
                 
                Im Mühlenstüberl konnte sich der Müller ein wenig ausruhen und im Winter aufwärmen. Es war der
                einzige Raum in der Mühle der beheizt werden konnte. Damit es in der Mühle friedlich zuging, wurden die Bauern nach der Reihenfolge
                ihres Ankommens bedient. "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", sagt man daher heute noch sprichwörtlich. Zur Zeit als in
                Oberhofen die Pest wütete, durfte der Müller nicht mehr dorthin fahren. Die Bauern mussten das Korn zu einer Wiese zwischen
                Flaurling und Oberhofen bringen. Der Müller holte dieses Korn ab und hinterließ das Mehl. Diese Wiese heißt heute noch "Mühlwiese".
                
                  
           Die Renovierung 
           Fast vierzig Jahre stand die Mühle still. Den Anstoß für eine Renovierung dieses Flaurlinger Kleinods gab Dr. Hans Gapp,
                ein gebürtiger Oberhofer, der sich schon als Bub für die Mühle interessierte.
                Nach längerem Abwägen aller Für und Wider einer solchen Investition, beauftragte Maria Mair die Fa. Hermann Höpperger aus
                Mötz, Spezialist in Sachen Mühlenbau, mit den Renovierungsarbeiten. Durch den Einbau eines Elektromotors wurde die Wasserkraft
                ersetzt. In Zusammenarbeit mit Josef Praxmarer, ebenfalls aus Mötz, konnte ein "Gang" in altem Stil erneuert werden. Herr Praxmarer
                führte die Holzarbeiten durch. Seit dem Frühjahr 2004 kann man wieder das urige Klappern der Mühle hören. So wie in den
                Jahrhunderten davor, kann in der Mair-Mühle aus dem Korn wieder wertvolles Mehl gemahlen werden und es kehrt die Erinnerung an damals ein... 
                 
            Mit viel Liebe pflegen Irmgard und Maria Mair dieses Kulturgut, um es für nachfolgende Generationen zu erhalten. 
             
 
           Bilder: Hans Eder und Familie Mair