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An die 20 ChronistInnen und Interessierte Tirols machten sich mit dem Tiroler Bildungsforum für drei Tage auf eine Reise an die Südwestfront des Ersten Weltkriegs.
Wir bedanken uns bei Margarethe Ringler für
die tolle Organisation und MMag. Bernhard Mertelseder für die hervorragenden Führungen auf dieser Fahrt.
Dankenswerterweise hat Josef Wellscheller (Pollinger Berg) zu unseren Fotos einen ausführlichen Reisebericht zusammengestellt. Wir hoffen, dass eine solche Kooperation
in Zukunft öfter möglich sein wird. Danke!
"Die chronologische Aufstellung der dreitägigen Bildungsreise in die
Östlichen Dolomiten, Karnischer Kamm und das Trentino:
Freitag, 4. September 2015: Abfahrt 7 Uhr in Innsbruck; Fahrt über die Brennerautobahn bis nach Franzensfeste, weiter durch das
Pustertal bis Vintl. Nach einer Kaffeepause Weiterfahrt über Bruneck, Toblach (europäische Wasserscheide), Innichen, Sillian, Lienz
und durch das Osttiroler Drautal bis nach Oberdrauburg in Kärnten, der westlichsten Gemeinde im kärntnerischen Drautal.
Nun geht es in Serpentinen hinauf auf den Gailbergsattel (981 m) und in das Lesachtal (Gailtal) bis nach Kötschach-Mauthen. Weiterfahrt
über den Kreuzberg zum Plöckenpaß (1.357 m), dem westlichsten Grenzübergang von Kärnten nach Italien.
Mit einem
Bergführer aus Kötschach wanderten wir auf teilweise steilen, rutschigen Steigen in Richtung
Kleiner Pal (Grenzberg, 1.857 m). Wir
konnten zahlreiche Relikte von Kriegsereignissen des 1. Weltkriegs in diesem Gebiet hautnah erleben (Munitionsdepot, Waffenlager,
Truppenunterkünfte etc.)
Der profunde Kenner der Kriegsgeschehnisse in diesem Gebiet (Führer) begeistere uns mit seinen
Ausführungen und Erklärungen.
Etwa auf halber Höhe zum
Kleinen Pal, auf der sogenannten MG-Nase, mit gewaltigem Blick auf
den Cellon (2.241 m) und dessen Schulter auf der gegenüberliegenden Talseite, machten wir eine Rast und genossen das bisher Erlebte.
Da die Witterungslage unsicher und die Zeit fortgeschritten war, wanderten wir zurück zum Ausgangspunkt am Plöckenpass und stärkten
uns im dortigen kleinen Café mit "Essbarem" (Anm.: Die pasta asciutta war ausgezeichnet!).
Vom Plöckenpass ging es mit dem Bus
nun wieder hinunter bzw. hinaus ins Lesachtal in Richtung Kötschach-Mauthen. Einige hundert Meter unter dem Pass machten wir beim
Soldatenfriedhof Kreuztratte nochmals Halt.
In Kötschach war ein Besuch des Museums der Dolomitenfreunde auf dem Programm. Auf mehr als 120
Schautafeln konnten wir uns mit einer exzellenten "Führerin" einen tiefen Eindruck vom Frontabschnitt in den Westlichen Karnischen Alpen
und generell von der Geschichte des Ersten Weltkriegs erarbeiten.
Weiterfahrt über den Gailbergsattel nach Lienz. Bei einem Besuch der
Kriegergedächtniskapelle der Pfarre St. Andrä führte uns Bernhard in die dortigen Arbeiten des Malers Albin
Egger-Lienz ein.
Bei Regen kamen wir gegen 19 Uhr im Ferienhotel "Moarhof" an, wo wir nach einem üppigen Abendessen die erste Nacht
verbrachten.
Samstag, 5. September 2015: Nach dem Frühstück um 7:30 Uhr Abfahrt bei strömendem Regen und mit der Sorge, ob unser
Programm wie geplant durchgeführt werden kann.
Fahrt durch das Pustertal bis nach Toblach (das Wetter besserte sich etwas). Im Höllensteintal, Östliche Dolomiten, machten wir den
ersten Halt beim Soldatenfriedhof nahe der Nasswand.
(Anm.: Dort wartete bereits Mag. Sigrid Wisthaler, eine Studienkollegin von Bernhard, auf uns.
Sie erklärte uns die Zusammenhänge zwischen dem nahegelegenen ehemaligen Verbandsplatz und dem Friedhof, auf den 1.259 Soldaten
umgebettet wurden - Angehörige der k.k. Monarchie, deren Muttersprache nicht Deutsch war -, die im Bereich des Monte Pianos ums Leben kamen.
Sigrid begleitete uns weiter bis Landro.)
Im nahegelegenen Landro
konnten wir bei sehr kompetenter Führung einige Verteidigungsanlagen besichtigen, die leider auch schon längst
nur mehr als Ruinen zu bezeichnen sind. (Anm.: Landro wurde bereits vor Beginn des 1. Weltkriegs errichtet und war das erste Werk, ganz aus Beton).
Einige hundert Meter weiter hatten wir eine weitere Gelegenheit, Spuren dieses Kriegs zu erkunden. Die Drei Zinnen, die sich in diesem Gebiet
befinden, konnten wir wegen des Nebels nicht erblicken.
Weiterfahrt Richtung Monte Cristallo, in die Provinz Belluno, hinunter zur Olympiastadt Cortina d'Ampezzo und dann hinauf auf den Falzaregopaß
(2.105 m). Dieser Bereich war im 1. Weltkrieg sicher einer der am heftigst umkämpften Gebiete zwischen Österreich und Italien, auf der
Linie Ortler - Karnische Alpen - Lagazoi - Hexenstein etc. lt. Ausführung von Bernhard.
Von zwei italienischen Bergführern begleitet, machten wir uns nun auf den Weg zum
Hexenstein durch den sogenannten Goidinger Stollen,
der uns über eine Länge von 500 Metern auf fast 2.300 Metern führt.
Der Aufstieg zum Stolleneingang war durch den sehr steilen Steig nicht sehr einfach und erforderte Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.
(Anm.: Nach den ausführlichen Erklärungen der italienischen Bergführer, die Bernhard übersetzte und ergänzte,
flüchteten wir vor dem nun stärker einsetzenden Regen und Nebel in den Stollen. Dieser war an manchen Stellen recht nieder und manche
nahmen als Souvenir eine gehörige Beule mit. Wetterbedingt gingen wir auf dem gleichen Weg zurück und kamen ziemlich Nass zum
wartenden Bus.)
Mit gewaltigen Eindrücken ausgestattet, fuhren wir weiter, hinunter in das Abteital, wo wir auf halber Strecke nach St. Cassian, in einem
kleinen Restaurant zu Mittag aßen.
Durch das Abteital, Gadertal, ging es hinaus ins Pustertal, nach Dietenheim bei Bruneck zum nächsten Programmpunkt. Im dortigen Landesmuseum
für Volkskunde, wurden wir durch die
Sonderausstellung "Höfe ohne Männer", Frauenalltag im Ersten Weltkrieg, geführt.
(Anm: Die Einführung über die Entstehung und Konzeption der Ausstellung war vor allem für ChronistInnen sehr interessant.)
Wir waren von der kleinen aber feinen Sonderausstellung begeistert und beeindruckt.
Weiterfahrt durch das Pustertal und das Eisacktal bis zum Städtchen Klausen. Dort besichtigten wir die Überreste der
Grödnerbahn
am Bahnhof, die schon vor Jahrzehnten eingestellt wurde. Sie führte von Klausen bis nach St. Justina, der hintersten Gemeinde des
Grödnertals. Der Bau dieser Bahn war damals eine gewaltige Pionierleistung. (Anm.: Sie wurde in kürzester Zeit vor allem durch
russische Gefangene aus dem Boden "gestampft".)
Über Feldthurns ging es hinauf nach Latzfons (Gemeinde Klausen) auf fast 1.000 m
Seehöhe, ins Hotel "Weißes Kreuz", dem schönsten Null-Sterne-Hotel Südtirols. (Abendessen, Übernachtung)
Sonntag, 6. September 2015: Frühstück im Frühstückszimmer - sonnendurchflutet, mit sensationellem Ausblick über
das Eisacktal, zu den Geislerspitzen, Langkofel, Plattkofel, Rosengarten und Schlern!
Um 8 Uhr Abfahrt über die Brennerautobahn in
Richtung Süden ins Trentino bis nach Rovereto, ca. 40.000 Einwohner, an der Etsch gelegen. Durch die alte Stadt mit Kastell aus dem 14. Jhd.
und das Valarsatal ging es in Richtung Valmorbia.
Durch dieses Tal mit tiefen, sehr steilen Felsen und engen Stellen, vorbei auch an
S. Columban (Eremitage) fuhren wir die kurvige Strecke - für unseren Fahrer Emin sicher auch eine Herausforderung -, bis zum Parkplatz
des Forte Pozzacchios.
Nach einer 20-minütigen Wanderung erreichten wir das Forte, das schon in den Jahren 1912 und 1913 als Werk
Valmorbia von Österreich-Ungarn erbaut wurde - zum Schutz vor von Süden anrückenden Italienern. Dieser sehr exponierte Platz,
durch den das ganze Tal Richtung Süden einsehbar ist, musste sich alsbald bewähren. Der 1. Weltkrieg hatte begonnen und ab 1915 war
Österreich gegen Italien im Krieg.
Als wir unseren Kaffee getrunken und uns akklimatisiert hatten, begann die Führung. Was Bernhard erzählte, hat uns
an der Geschichte Interessierte sehr, sehr beeindruckt.
Nach dem obligaten Gruppenfoto auf dem höchsten Punkt des von der italienischen Armee noch weiter ausgebauten Forte, begaben wir uns
wieder talauswärts zum Bus und kehrten nach Rovereto zurück.
Nach einer längeren Mittagspause in dieser geschichtsträchtigen Stadt an der Etsch, besuchten wir zum Abschluss unserer
dreitägigen, intensiven Geschichtsexkursion die Sonderausstellung
"Sterben für Trient" im "Museo Storico Italiano della Guerra", die wiederum den Ersten Weltkrieg und alles was
damit zusammenhängt, deutlich darstellt.
Um 17:15 Uhr ging es nun nonstop Richtung Heimat, wo wir überpünktlich um 19:40 Uhr in Innsbruck eintrafen, vollgepackt mit viel,
viel Wissen über die Kriegsschauplätze an der Südfront während des Ersten Weltkriegs.
Polling, 9.9.2015
Wellscheller Josef
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